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Eine ehrliche Haut: Das Haus der Technik und die Neue Sachlichkeit

In seinem hymnischen Song „Bochum“ nennt Herbert Grönemeyer seine Heimatstadt „’ne ehrliche Haut“, die sich ohne Schminke liebt. Identisches ließe sich über das Haus der Technik als das Essener Stammhaus des HDT sagen. Beziehungsweise über das nahezu formgleiche, von dem Architekten Edmund Körner entworfene und im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstörte Vorgängergebäude. Zum „Haus der Technik“ – und somit zum Sitz von Deutschlands ältestem technischen Weiterbildungsinstitut – wurde die zwischen 1922 und 1924 als Essener Börse errichtete Landmarke am Eingang zur Innenstadt der Ruhrmetropole allerdings erst nach der Zusammenlegung mit der Börse Düsseldorf im folgenden Jahrzehnt. Dass der Essener Bau ohne die weltläufige Eleganz weißer Fassaden auskommt, welche in den frühen 1920er-Jahren als Teil der Neuen Sachlichkeit propagiert wurden, mag angesichts der von Anfang an modernen Ausrichtung erstaunen. Stellt sich die Frage: Warum ist das so?

Integraler Teil der Geschichte der Region

Bei der Beantwortung hilft ein weiterer Blick auf den Text des Grönemeyer-Hits des Jahres 1984. Als „vor Arbeit ganz grau“ beschreibt der Musiker und Schauspieler darin seine „Blume im Revier“. Und genau das ist das Problem: Im Ruhrgebiet konnten sich vor dem Beginn des Zechensterbens große Fensterflächen und weiß gestrichene Fassaden nach dem Vorbild von Bauhaus oder Stuttgarter Weißenhofsiedlung aufgrund der rußigen Luft kaum durchsetzen. Ziegel eigneten sich sehr viel besser für den Einsatz „tief im Westen, wo die Sonne verstaubt“, wie es bei Grönemeyer heißt. Ungekünstelt und authentisch weist sich das Haus der Technik daher durch seine Klinkerfassade – oder soll man sagen: „Arbeitskleidung“ – als integraler Teil der Geschichte der Region aus. Es bildet zudem ein wichtiges Beispiel für den sogenannten Backsteinexpressionismus, von dem im Ruhrgebiet heute noch zahlreiche weitere erhalten sind. Seit 1987 steht es unter Denkmalschutz. 

Im Inneren hoch modern

Alles andere als historisch ist die technische Ausstattung im Inneren des Haus der Technik. Modernste Veranstaltungstechnik macht die Immobilie zusätzlich zu den vielen hundert eigenen Veranstaltungen des HDT, die hier Jahr für Jahr stattfinden, zu einem gefragten Kongresszentrum mit anmietbaren Räumen in jeder Größe.

Ein Hinweis am Rande: Als Hauptwerk von Edmund Körner (* 02.12.1874 in Leschwitz, Kreis Görlitz; † 14.02.1940 in Essen) wird der Entwurf für die Essener Synagoge angesehen. Der Sakralbau wurde bei den Novemberpogromen 1938 beschädigt, konnte aber teilweise erneuert werden. Heute dient der „Alte Synagoge“ genannte Bau als Haus jüdischer Kultur und Gedenkstätte. Edmund Körner selbst erhielt wegen seiner Arbeit für die Synagoge als „Judenfreund“ nach 1933 ein zeitweiliges Bauverbot für den Gau Essen.

Autor: Michael Graef, Chefredakteur HDT-Journal, 19.01.2023

In seinem hymnischen Song „Bochum“ nennt Herbert Grönemeyer seine Heimatstadt „’ne ehrliche Haut“, die sich ohne Schminke liebt. Identisches ließe sich über das Haus der Technik als das Essener Stammhaus des HDT sagen. Beziehungsweise über das nahezu formgleiche, von dem Architekten Edmund Körner entworfene und im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstörte Vorgängergebäude. Zum „Haus der Technik“ – und somit zum Sitz von Deutschlands ältestem technischen Weiterbildungsinstitut – wurde die zwischen 1922 und 1924 als Essener Börse errichtete Landmarke am Eingang zur Innenstadt der Ruhrmetropole allerdings erst nach der Zusammenlegung mit der Börse Düsseldorf im folgenden Jahrzehnt. Dass der Essener Bau ohne die weltläufige Eleganz weißer Fassaden auskommt, welche in den frühen 1920er-Jahren als Teil der Neuen Sachlichkeit propagiert wurden, mag angesichts der von Anfang an modernen Ausrichtung erstaunen. Stellt sich die Frage: Warum ist das so?

Integraler Teil der Geschichte der Region

Bei der Beantwortung hilft ein weiterer Blick auf den Text des Grönemeyer-Hits des Jahres 1984. Als „vor Arbeit ganz grau“ beschreibt der Musiker und Schauspieler darin seine „Blume im Revier“. Und genau das ist das Problem: Im Ruhrgebiet konnten sich vor dem Beginn des Zechensterbens große Fensterflächen und weiß gestrichene Fassaden nach dem Vorbild von Bauhaus oder Stuttgarter Weißenhofsiedlung aufgrund der rußigen Luft kaum durchsetzen. Ziegel eigneten sich sehr viel besser für den Einsatz „tief im Westen, wo die Sonne verstaubt“, wie es bei Grönemeyer heißt. Ungekünstelt und authentisch weist sich das Haus der Technik daher durch seine Klinkerfassade – oder soll man sagen: „Arbeitskleidung“ – als integraler Teil der Geschichte der Region aus. Es bildet zudem ein wichtiges Beispiel für den sogenannten Backsteinexpressionismus, von dem im Ruhrgebiet heute noch zahlreiche weitere erhalten sind. Seit 1987 steht es unter Denkmalschutz. 

Im Inneren hoch modern

Alles andere als historisch ist die technische Ausstattung im Inneren des Haus der Technik. Modernste Veranstaltungstechnik macht die Immobilie zusätzlich zu den vielen hundert eigenen Veranstaltungen des HDT, die hier Jahr für Jahr stattfinden, zu einem gefragten Kongresszentrum mit anmietbaren Räumen in jeder Größe.

Ein Hinweis am Rande: Als Hauptwerk von Edmund Körner (* 02.12.1874 in Leschwitz, Kreis Görlitz; † 14.02.1940 in Essen) wird der Entwurf für die Essener Synagoge angesehen. Der Sakralbau wurde bei den Novemberpogromen 1938 beschädigt, konnte aber teilweise erneuert werden. Heute dient der „Alte Synagoge“ genannte Bau als Haus jüdischer Kultur und Gedenkstätte. Edmund Körner selbst erhielt wegen seiner Arbeit für die Synagoge als „Judenfreund“ nach 1933 ein zeitweiliges Bauverbot für den Gau Essen.

Autor: Michael Graef, Chefredakteur HDT-Journal, 19.01.2023

Schlagworte

Kreislaufwirtschaft
Umweltschutz

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